Konjunktur- und Wachstumspolitik in der offenen Wirtschaft

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Konjunktur- und Wachstumspolitik in der offenen Wirtschaft

Herbert Giersch

(Allgemeine Wirtschaftspolitik, Bd. 2)(Die Wirtschaftswissenschaften, 68. und 69. Lfg., Reihe B . Volkswirtschaftslehre ; Beitrag Nr. 10)

Gabler, 1977

  • : pbk

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  • Erstes Kapitel Wachstum und Konjunktur - Begriffe, Erfahrungen und Hypothesen.- 1. Wachstum sei definiert als anhaltende Angebotsausweitung, Konjunkturschwankung als Wechsel im Verhaltnis der Nachfrage zum Angebot.- 2. Als Zyklen bezeichnen wir Schwankungen, die mit einer gewissen Regelmassigkeit auftreten.- 3. Langfristig deckt sich das Produktionswachstum mit dem Wachstum des Produktionspotentials.- 4. Die historische Erfahrung zeigt, dass wirtschaftliches Wachstum unstetig ist.- 5. Abgesehen von den langfristigen Wachstumszyklen sind in der Wirtschaftsgeschichte Konjunkturschwankungen mit einer Phasenlange von 7 bis 11 Jahren und von 3 bis 5 Jahren zu beobachten.- 6. Fur die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg lasst sich deutlich ein ziemlich enger Konjunkturverbund zwischen einigen Landern aufzeigen.- 7. Neben den Konjunkturschwankungen gibt es Sonderbewegungen auf einzelnen Markten.- 8. Obwohl gewisse Regelmassigkeiten unverkennbar sind, ist jeder Konjunkturzyklus durch Besonderheiten gepragt.- 9. Die Wiederkehr der Konjunkturbewegungen lasst sich aus dem Zusammenwirken von destabilisierenden und stabilisierenden Faktoren erklaren.- 10. Die Schwankungen, zu denen eine Volkswirtschaft neigt, sind vermutlich um so langer und starker, je langsamer die Marktkrafte und die wirtschaftspolitischen Steuerungsmechanismen reagieren.- 11. Verstetigend wirken Bereiche, die eine antizyklische oder relativ gleichmassige Nachfrage entfalten oder ein relativ elastisches Angebot bereitstellen.- 12. Die Wirklichkeit lasst ein einigermassen stabiles Grundmuster des Konjunkturverlaufs erkennen.- Zweites Kapitel Ziele der Konjunkturpolitik.- 1. Ziel der Konjunkturpolitik im engeren Sinn ist es, Schwankungen im Auslastungsgrad des Produktionspotentials zu dampfen.- 2. Ein hoeherer Beschaftigungsgrad bringt gesellschaftspolitische und wachstumspolitische Vorteile, erfordert aber eine niedrigere Lohnquote.- 3. Geldwertstabilitat dient dem Wachstum, aber ein scharfer Konflikt mit dem Vollbeschaftigungsziel kann das Wachstum bremsen.- 4. In der offenen Wirtschaft muss die Konjunktur auch fur aussenwirtschaftliches Gleichgewicht sorgen, damit eine optimale Arbeitsteilung mit dem Ausland moeglich ist.- 5. Bei uberbewerteter Wahrung wird Geldstabilitat oder Deflation, bei unterbewerteter Wahrung wird Inflation importiert.- 6. Konflikte zwischen binnen- und aussenwirtschaftlichen Zielen lassen sich in einer Wechselkursunion nur vermeiden, wenn die Lander ihre konjunkturpolitischen Ziele und Massnahmen aufeinander abstimmen.- Drittes Kapitel Instrumente der Konjunkturpolitik.- 1. Obwohl fast alles, was im staatlichen Bereich geschieht, die Konjunkturlage beeinflusst, gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Mitteln, die als marktkonforme Instrumente der Konjunkturpolitik in Betracht kommen.- 2. Die Konjunkturpolitik umfasst ein konjunkturgerechtes Verhalten des Staates als Wirtschaftssubjekt und alle Anstrengungen des Staates, die privaten Wirtschaftssubjekte zu einem konjunkturgerechten Verhalten zu bewegen.- 3. Lageberichte und Zielprojektionen sind Mittel zur Stabilisierung der Erwartungen.- 4. Mit "Moral Suasion" und "Gentlemen's Agreements" kann man die Marktkrafte allenfalls fur kurze Zeit uberspielen.- 5. Wichtigste Anwendungsbereiche des Instruments der Datenvariation sind die Liquiditatspolitik und die Rentabilitatspolitik.- 6. Zur Liquiditatspolitik gehoeren die Geldmengen- und die Zinspolitik der Zentralbank und die Schuldenpolitik des Staates.- 7. Die Rentabilitatspolitik umfasst in ihrem Kern AEnderungen im System der Steuern und Subventionen, die sich unmittelbar auf die Erloes-Kosten-Relationen auswirken.- 8. Wechselkursanpassungen sind geeignet und erforderlich, um die Liquiditatspolitik aussenwirtschaftlich abzusichern und rentabilitatspolitisch zu erganzen.- Viertes Kapitel Grundsatzliche UEberlegungen zur Verstetigungspolitik.- 1. Man hat nach dem Zweiten Weltkrieg aus groben Fehlern der Zwischenkriegszeit gelernt, aber die Gefahr der UEberkorrektur nicht vermeiden koennen.- 2. Erfahrungen in der Bundesrepublik Deutschland zeigen, dass problemgerechte Loesungen oft durch politische Widerstande verhindert oder verzoegert werden.- 3. Die Konjunktursteuerung funktioniert um so besser, je groesser die Bereitschaft zum Lernen ist.- 4. Zwangseingriffe sind - ausser auf kurze Sicht und in einem engen Bereich - nicht so produktiv wie die Verhaltensbeeinflussung durch Datenvariation.- 5. In der Verstetigungspolitik verdient im Zweifel die Ursachenbekampfung den Vorzug vor der Neutralisierungspolitik, aber sie stoesst, wenn sie mehr als Globalsteuerung sein soll, an enge Grenzen des Wissens uber den wachstumsbedingten und weltwirtschaftlichen Strukturwandel.- 6. Je groesser die Ungewissheit uber den zyklischen Verlauf und uber die Wirkung der konjunkturpolitischen Mittel, um so vorteilhafter ist eine vorangekundigte trendorientierte Verstetigungsstrategie im Vergleich zu einer aktionistischen Politik der fallweisen Eingriffe.- 7. Als Alternative zu einer aktionistischen und zu einer trendorientierten Strategie empfiehlt sich eine Nachfragesteuerung der ruhigen Hand.- 8. Die Nachfragesteuerung kann politischen Organen mit Ermessensspielraum, unabhangigen Instanzen mit und ohne Regelbindung oder automatischen Stabilisatoren ubertragen werden.- Funftes Kapitel Automatische und halbautomatische Verstetigungsmechanismen.- 1. Konjunkturbedingte UEberschusse und Defizite in den oeffentlichen Haushalten haben kontraktive beziehungsweise expansive Wirkungen in dem Masse, wie sie den Geldkreislauf beeinflussen.- 2. Im Bereich der Fiskalpolitik lasst sich der Bedarf an konjunkturpolitischen Eingriffen durch den Ausbau des Budgetautomatismus verringern.- 3. Der Gesetzgeber kann im voraus festlegen, dass die Regierung unter bebestimmten Umstanden bestimmte Steuersatze und bestimmte Staatsausgaben in bestimmter Richtung verandern muss oder darf.- 4. Einen monetaren Stabilisierungsautomatismus enthalt der Plan einer Waren-Reserve-Wahrung.- 5. Die Stabilisierung des Geldangebots ist nach Auffassung der Chicago-Schule das wichtigste Erfordernis der Verstetigungspolitik.- Sechstes Kapitel Diskretionare Konjunkturpolitik im Spannungsfeld konkurrierender Ziele.- 1. Vollbeschaftigung, Geldwertstabilitat und Zahlungsbilanzgleichgewicht lassen sich dauerhaft nur dann gleichzeitig erreichen, wenn man die Vollbeschaftigung einkommenspolitisch und die Geldwertstabilitat wechselkurspolitisch absichern kann.- 2. Die diskretionare Nachfragesteuerung verspricht nur dann eine Versteti-gung der Konjunktur, wenn sie auf jene kunftige Konjunkturlage gerichtet ist, auf die die expansiven und kontraktiven Massnahmen mit ihrer Hauptwirkung treffen.- 3. Das Risiko destabilisierender Wirkungen ist geringer, wenn sich die Geldpolitik nicht an der jeweiligen Konjunkturlage, sondern am Wachstum des Produktionspotentials orientiert.- 4. Als Indikator und Zwischenziel der Geldpolitik stehen der reale Zinssatz oder eine die Geldmenge steuernde Groesse zur Wahl.- 5. Wenn sich die Inflation zum Hauptproblem der diskretionaren Politik entwickelt hat, ergibt sich die Frage, ob man die Geldpolitik nicht direkt auf die Verteidigung bestimmter Preisniveaus festlegen soll.- 6. Sollte sich die Geldpolitik bei der Rezessionsbekampfung als zu schwach erweisen, so wird die Regierung nicht umhinkoennen, die Absatz- und Einkommenserwartungen mit Hilfe der Fiskalpolitik zu verbessern.- 7. Die Geldpolitik wird wirksamer, wenn die Zentralbank ihre Offenmarktpolitik auch auf Titel mit langerer Laufzeit ausdehnt.- 8. Eine restriktive Geldpolitik lasst sich durch globale und selektive Kreditkontrollen verscharfen.- 9. Eine restriktive Geldpolitik wirkt unter Umstanden diskriminatorisch.- 10. Eine expansive Fiskalpolitik muss, um flexibel und reversibel zu sein, ihr Schwergewicht bei Zuschussen und Steuererleichterungen haben, nicht bei oeffentlichen Investitionen.- 11. Eine restriktive Fiskalpolitik muss mit politischen Widerstanden rechnen.- 12. Erweist es sich als zu schwierig, eine antizyklisch wirkende Fiskalpolitik zu betreiben, so mag es zweckmassig sein, den Staat auf ein konjunkturneutrales Verhalten festzulegen.- 13. Die Nachteile einer diskretionaren Politik zeigen sich deutlich bei AEnderungen der Wahrungsparitaten, vor allem bei Aufwertungen.- Siebentes Kapitel Einkommens- und Marktpolitik.- 1. Dauerhaft vermindern kann man unfreiwillige Arbeitslosigkeit nur mit Einkommens- und Marktpolitik.- 2. Die Trennungslinie zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Arbeitslosigkeit und das Ausmass staatlichen Engagements am Arbeitsmarkt sind eng verzahnte gesellschaftspolitische Probleme.- 3. Marktpolitik zielt darauf ab, die Transparenz am Arbeitsmarkt, die Mobilitat der Wirtschaftssubjekte, die Flexibilitat der Preise und Loehne und die sonstigen Funktionsbedingungen der Wettbewerbsordnung zu verbessern.- 4. Vollbeschaftigung erfordert, dass die Preise und Loehne schnell auf ein tatsachliches oder voraussichtliches Nachfrage- oder Angebotsdefizit reagieren.- 5. Staatliche Preis- und Lohnkontrollen und Leitlinien, wie sie vielfach mit wenig Erfolg bei der Inflationsbekampfung angewandt worden sind, wurden auch wenig helfen, wenn es darum geht, einen hohen Beschaftigungsgrad zu sichern.- 6. Eine Stabilisierung ohne Stabilisierungskrise erscheint moeglich, wenn es gelingt, Inflationserwartungen in Stabilisierungserwartungen umzuwandeln oder die Inflationsraten in den Lohnerhoehungen, den Zinsen und den zukunftsbezogenen Preisen flexibel zu machen.- Achtes Kapitel Wachstumspolitik.- 1. Das Wachstum offener Wirtschaften hangt von den naturgegebenen und geschaffenen Standortqualitaten ab und erhalt seine Triebkrafte aus der sozialoekonomischen Atmosphare der Ballungsraume und deren Attraktivitat auf erfolgsorientierte Faktoren.- 2. Die Grenzen des Wachstums, die sich in Industrielandern in ubermassiger Ballung zeigen, lassen sich durch Strukturwandel und technischen Fortschritt uberwinden.- 3. Weltwirtschaftlich vorrangig erscheint die Entwicklung zuruckgebliebener Lander
  • sie erfordert vor allem den Ausbau der oekonomischen und sozialen Infrastruktur.- 4. Abzuwagen ist, ob und wann ein ausgewogenes oder ein unausgewogenes Wachstum und ob und wann eine Foerderung der Importsubstitution oder Exportdiversifizierung entwicklungspolitisch mehr versprechen.- 5. Zuruckgebliebene Lander koennen ihre Entwicklung beschleunigen, indem sie komplementare auslandische Produktionsfaktoren attrahieren.- 6. Strukturelle Arbeitslosigkeit und grosse Einkommens- und Vermoegensunterschiede bilden das soziale Hauptproblem der Entwicklungspolitik.- 7. In westlichen Industrielandern kann man darauf vertrauen, dass sich optimales Wachstum einstellt, wenn die institutionellen Rahmenbedingungen so gestaltet sind, dass sich die einzelwirtschaftlichen Aktivitaten im Wettbewerb voll entfalten koennen, die externen Effekte weitgehend internali-siert und Kollektivguter in ausreichendem Masse bereitgestellt warden.- 8. Mit dem relativen Entwicklungsniveau eines Landes steigt der soziale Wert der Grundlagen- und Zweckforschung
  • diese muss oeffentlich finanziert beziehungsweise durch die Patentgesetzgebung stimuliert werden.

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